Gesundheit ist auch Chefsache

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Gesundheit ist auch Chefsache

Katrin Juntke Zukunftsmanagement
Gesundheit ist auch Chefsache
Das Tempo in der Arbeitswelt wird immer rasanter, Veränderungen sind an der Tagesordnung. Um mit dieser Entwicklung Schritt halten zu können, sind Mitarbeitende gefordert, ihre individuelle Belastbarkeit zu stärken. Doch auch die Unternehmen sind in der Verantwortung.

Belastungen und Ressourcen
Während der Stressabbau früher noch als reine Privatsache galt und etwa mit Sport in der Freizeit angegangen wurde, greift diese strikte Trennung heute zu kurz. Mit der Digitalisierung haben verschiedene Veränderungen in der Arbeitswelt Einzug gehalten: Der Datenfluss wird schneller, die Kommunikationsmöglichkeiten werden vielseitiger, die Arbeitsbedingungen flexibler. Diese Vorzüge bringen aber auch Herausforderungen mit sich – sowohl für das Unternehmen als auch für die einzelnen Mitarbeitenden. So verlangen etwa die rasanten Entwicklungen der Kommunikationstechnologien nach einem professionellen Informationsmanagement. Und das Arbeiten von zuhause aus lässt die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben verschwimmen. Die Konsequenz: Das Verhältnis zwischen Belastungen und Ressourcen kann aus dem Gleichgewicht geraten und zu Stress führen.
      
Gemäss dem Job-Stress-Index 2020 gaben 29,6% der Erwerbstätigen an, gestresst zu sein: eine stetige Erhöhung gegenüber den Messungen aus den vergangenen Jahren (2018: 27,1%; 2016: 25,4%; 2014: 24,8%). Diese Zahlen machen deutlich, dass eine Veränderung in der Unternehmenskultur notwendig ist. Vor allem vor dem Hintergrund der Pandemie.  

Stressfaktor Covid-19
Covid-19 hat unser Leben aus den Angeln gehoben, auch am Arbeitsplatz. Wir müssen Neues lernen und improvisieren. Virtuelle Kommunikation, hybride Veranstaltungen, das Expandieren in krisenfeste Geschäftszweige – die Covid-19-bedingten Veränderungen sind mit Anstrengungen und Mehrarbeit verbunden, und nicht immer fällt es leicht, den Belastungen des „New Normal“ standzuhalten. Zu den beruflichen Herausforderungen kommen die Angst um die eigene Gesundheit und die der Angehörigen sowie oft ein Mangel an Bewegung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt Erwachsenen, sich pro Woche mindestens zweieinhalb bis fünf Stunden zu bewegen und an mindestens zwei Tagen pro Woche die Muskeln zu trainieren. Vielen Menschen gelingt das derzeit nicht. Die Erholung bleibt ebenfalls auf der Strecke: Kulturelle Veranstaltungen werden abgesagt, die Reise nach Mallorca fällt aus und das Wellness-Hotel kann nicht gebucht werden. Diese Faktoren können kombiniert schnell in die psychische Erschöpfung führen.

Verantwortung für ein gesundes Unternehmen
Durch Investitionen ins betriebliche Gesundheitsmanagement beugt ein Unternehmen dieser Erschöpfung vor – und damit auch einem Leistungsabfall und krankheitsbedingten Ausfällen der Mitarbeitenden. Ein Unternehmen, das die betriebliche Gesundheitsförderung als Ziel postuliert und sich um das Wohlergehen seiner Beschäftigten am Arbeitsplatz sorgt, erreicht zudem mehr Verbundenheit: Die Mitarbeitende tragen wirtschaftliche Erfolge und ebenso Misserfolge engagiert mit. Die Rentabilität zeigt sich in einer Kosten-Nutzen-Rechnung. Die Erhöhung der Motivation, der Flexibilität und der Kreativität der Mitarbeitenden sind in einem modernen Gesundheitsmanagement neben der Fehlzeitenreduzierung gleichwertige Ziele.

Gesundheit als unternehmerisches Ziel
Die Unternehmenskultur prägt das Arbeitsklima und das Sozialverhalten in einer Organisation entscheidend mit. Es ist an den Führungskräften, gesundheitsfördernde Massnahmen im Unternehmen zu gestalten und zu leben. Denn sie sind verantwortlich für die Arbeitsbedingungen und haben dadurch massgeblichen Einfluss auf die Zufriedenheit, die Motivation und die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden. Führungskräfte, die sich ihrer Verantwortung für die Gesundheit im Unternehmen bewusst sind und dies in ihrem Führungsverhalten auch zeigen, haben einen geschärften Blick für die Arbeitsbelastungen und die wachsenden Herausforderungen ihrer Mitarbeitenden. Sie machen Gesundheit zum Thema bei Gesprächen mit Mitarbeitenden und sind bestrebt, ihnen Möglichkeit aufzuzeigen und zu bieten, wie sie im Arbeitsalltag und in der Freizeit aktiv ihren Ausgleich finden. Besonders hilfreich ist, wenn sie ihre eigenen Erfahrungen dazu schildern und mit gutem Beispiel vorangehen. Untersuchungen haben gezeigt, dass eine Strategie zur Gesundheitsförderung erst durch die Unterstützung im mittleren Management erfolgreich umgesetzt werden kann.

Ein kollektives Thema
Gesundheit darf also nicht isoliert in der Verantwortung der Mitarbeitenden liegen. Sie ist verknüpft mit dem Führungsverhalten der Vorgesetzten und der Kultur des Unternehmens. Wird ein Unternehmen seiner Verantwortung nicht gerecht, hat dies Folgen: Die Arbeitsbelastung der Mitarbeitenden steigt, ihre Motivation sinkt – und die Fluktuation nimmt zu, was das Unternehmen teuer zu stehen kommt. Wie kann die Unternehmenskultur zur Gesundheitsförderung betragen? Folgende fünf Punkte zeigen Ansätze auf:

1. Beteiligung
Menschen sind leistungsfähiger und leistungsfreudiger, wenn sie in Entscheidungsprozesse miteinbezogen werden, die Auswirkungen auf sie haben.
Fazit: Partizipative Modelle stärken.
Umsetzungsideen: Bottom-up-Ansätze fördern, bei denen die Mitarbeitenden selber Verantwortung übernehmen.

2. Anerkennung
Menschen sind leistungsfähiger und leistungsfreudiger, wenn sie konstruktives Feedback und Wertschätzung für ihre Leistungen bekommen.
Fazit: Feedback nicht nur dann geben, wenn etwas im Argen ist.  
Umsetzungsideen: Positive Rückmeldungen als festen Bestandteil des regelmässigen Austauschs und als Teil der Unternehmenskultur etablieren.

3. Informationen
Menschen sind leistungsfähiger und leistungsfreudiger, wenn sie ihre Kompetenzen und Verantwortungen kennen und wissen, welche Bedeutung ihre Arbeit für das gesamte Unternehmen besitzt.
Fazit: Sinnhaftigkeit geben und Zusammenhänge aufzeigen.
Umsetzungsideen: Passende Informationskanäle und Austauschgefässe für Homeoffice schaffen (Gruppen-Chats, virtuelle Kaffeepausen, Mitarbeitenden-App)

4. Führungsstil
Menschen sind leistungsfähiger und leistungsfreudiger, wenn sie entsprechend ihren Fähigkeiten und ihrem Naturell geführt werden.
Fazit: Ressourcen der Mitarbeitenden stärken und auch im Homeoffice als Vorgesetzte greifbar bleiben.
Umsetzungsideen: Synergien zwischen den Unternehmenszielen und den Fähigkeiten der Mitarbeitenden nutzen, mit den Mitarbeitenden via kurzer (informeller) Chats im Austausch bleiben und ihre Situation erkennen (Freiräume gewähren, aber Unterstützung anbieten).   

5. Umgebung
Menschen sind leistungsfähiger und bleiben gesünder, wenn ihre Umgebung ihnen die Möglichkeit dazu bietet.
Fazit: Die Flexibilität erhöhen und die Bindung im Team aufrechterhalten.  
Umsetzungsideen: Anpassung der Arbeitszeit ermöglichen, Räume für den informellen Austausch schaffen, neue Formen der Zusammenarbeit fördern.

Gesundheitsmanagement – mehr als Imagepflege
Gesponserte Trainingsstunden in Fitnesscentern, Angebote für Betriebssport oder die Salatbar im Personalrestaurant reichen schon unter normalen Umständen nicht mehr aus, um das individuelle Gesundheitsverhalten zu verbessern. Aktuell sind sie grösstenteils auch nicht möglich. Vor diesem Hintergrund suchen Unternehmen vermehrt auch nach externer Hilfe, um die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden zu schützen und zu fördern. So kann etwa ein Coaching Wege zu mehr Ausgeglichenheit aufzeigen. Gerade in Veränderungsprozessen kommt bei Mitarbeitenden viel in Bewegung. In der Einzelberatung gelingt es, persönliche Konflikte oder Blockaden an die Oberfläche zu bringen – und so positiv auf die Gesundheit einzuwirken. Denn Gesundheit ist gemäss Definition der WHO weit mehr als die Abwesenheit von Krankheit. Gesundheit meint körperliches, seelisches und soziales Wohlbefinden – und das schliesst das Umfeld mit ein.




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